Ministerpräsident schweigt zur Einladung zum Probewohnen

Trebendorf. Die Belastung durch Staub und Lärm aus dem Tagebau Nochten ist nicht von der Hand zu weisen. Selbst während der Gespräche in der jüngsten Gemeinderatssitzung im Haus der Vereine war die Geräuschkulisse wahrnehmbar. Besonders hart trifft es jedoch die Anwohner am Waldweg. Die dortige Bürgerinitiative hat schon bei vielen Gelegenheiten auf die inzwischen zugespitzte Situation aufmerksam gemacht. Damit fand sie jedoch außerhalb der Ortschaft kaum bis gar kein Gehör. Auch nicht bei Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), dabei hatte dieser ihnen unkomplizierte Hilfe versprochen.
Gemeinderat Uwe Radtke (WV Wir für Transparenz in Trebendorf) wusste sich schließlich keinen anderen Rat mehr und lud den Landeschef kurzerhand ein, zwei Wochen bei ihm auf Probe zu wohnen. Damit er sich selber ein Bild machen könne, sagte er. Das war Mitte Oktober. Seither erhielt Radtke viel Zuspruch aus der Öffentlichkeit – jedoch zunächst keine Antwort aus der Staatskanzlei, wie er in der jüngsten Gemeinderatssitzung sagte.
Am Tag darauf fand er dann aber doch ein Schreiben aus der Landeshauptstadt in seinem Briefkasten. Jedoch ohne Reaktion auf seine Einladung an den Ministerpräsidenten. Es hieß lediglich, dass sein Anliegen an das Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft weitergeleitet werde. „Ich weiß nicht, was ich daraus entnehmen soll. Vielleicht das, dass ja womöglich der Umweltminister zum Probewohnen zu mir kommt“, sagte Radtke gegenüber TAGEBLATT und zuckte mit den Schultern.
Als „Weckruf an die Politik“ hatten die Trebendorfer am 10. August die Mahnglocke in Mühlrose geläutet, nicht zum ersten Mal. Doch gebracht hat ihnen auch diese Aktion nichts. Wie sehr sie sich im Stich gelassen fühlen, war jüngst auch Gegenstand einer Einwohnerversammlung. Zu dieser Veranstaltung hatte der Mühlroser Enrico Kliemann den Ministerpräsidenten über den Weg der Sozialen Medien eingeladen – und sogar eine Antwort gekriegt, wie er im Gemeinderat verkündete. Dass er so einfach vorbeikommt, geht nicht, habe ihm Kretschmer geantwortet, aber zugleich angeboten, einen Termin zu beantragen.
Aber genau darum bemühen sich die Trebendorfer seit Längerem auf vielen Wegen. Ohne Erfolg. „Im Mittelpunkt stehen doch immer nur diese Klimaaktivisten, die für ihre unmöglichen Aktionen Aufmerksamkeit kriegen“, sagte Frank Gärtig (WV Wir für Transparenz in Trebendorf). Für ihn gebe es daraus nur eine Konsequenz. Die Menschen am Tagebaurand müssten auf die Straße gehen, genauso, wie es die Gelbwesten in Frankreich getan haben, sagte er.
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