„Hände hoch!“ im Romanikteich


von Tageblatt-Redaktion

„Hände hoch!“ im Romanikteich
Foto: Polizei

Uhyst. Eine außergewöhnliche Fahndung hat sich in der Nacht zu Mittwoch in der Region ereignet. Wie Polizeisprecherin Anja Leuschner berichtet, begann alles mit einem Notruf. „Ein Anwohner aus Ottendorf-Okrilla hörte am späten Dienstagabend seinen Audi vom Grundstück fahren und witterte einen Diebstahl“, erklärt Frau Leuschner. In dem Audi A 6 mit einem geschätzten Wert von etwa 27.000 Euro befanden sich zudem der Fahrzeugbrief sowie ein Reisepass. Das Führungs- und Lagezentrum der Polizei habe sofort sämtliche Kräfte, darunter alle Reviere, den Einsatzzug und die Bundespolizei alarmiert, schildert die Polizeisprecherin weiter. Der Einsatz begann gegen 22.30 Uhr.

Waldweg führt in den Teich

Die Ordnungshüter fahndeten, so betont Anja Leuschner, „auf Hochtouren“ nach dem gestohlenen Fahrzeug. Eine Streife des Polizeireviers Weißwasser entdeckte den Audi schließlich in Uhyst an der Spree.

Die Beamten nahmen die Verfolgung auf. Von der Bahnhofstraße fuhr der Flüchtige in einen unbefestigten Waldweg. Dieser endete an einem Teich. Das unwegsame Gelände hielt den Audi-Fahrer nicht auf. Aber er schien keine gute Ortskenntnis zu besitzen. Schließlich, so berichtet die Polizeisprecherin weiter, baute der Flüchtende einen Unfall und blieb mit dem noblen Fahrzeug teilweise im Wasser stehen. Er sprang aus dem Wagen und rannte ins Schilf des Gewässers, das auch als Romanikteich (*) bekannt ist. Dort verloren die Polizisten zunächst den Sichtkontakt zu dem Flüchtigen. Aber die Einsatzkräfte wollten das unliebsame „Rendezvous“ so nicht zu Ende gehen lassen: Polizisten der Reviere Weißwasser, Kamenz sowie Hoyerswerda, des Einsatzzuges, der Bundespolizei und auch der Gemeinsamen Fahndungsgruppe Bautzen durchkämmten den Bereich. Ein Polizeihubschrauber kam ebenfalls vor Ort zum Einsatz.


Und die Polizei bekam tierische Unterstützung: „Beamte aus Weißwasser hörten schließlich, wie Enten in dem Teich aufgeschreckt wurden. Sie vernahmen zudem ein Vibrationsgeräusch, welches vermutlich vom Handy des Tatverdächtigen stammte“, schildert Anja Leuschner die Ereignisse. Die Beamten näherten sich dem Gewässer. Das „fliegende Auge“ lokalisierte den Mann circa 20 Meter vom Ufer entfernt im Wasser. Aus der Luft lotsten die Beamten die Kollegen am Boden und teilten ihnen jede Bewegung des Gesuchten mit. Die Polizei umstellte den Teich. Die Uniformierten aus Weißwasser begaben sich, ungeachtet der ungemütlichen Temperaturen, ins Wasser und ergriffen dort gegen 3.50 Uhr den Flüchtigen.

Bei dem 24-Jährigen klickten nun die Handschellen. Der polnische Bürger stand unter dem Einfluss von Drogen. Ein Test zeigte den Konsum von Amphetaminen an. Da der Mann stark unterkühlt war, kam er zunächst zur Behandlung in ein Krankenhaus. Rettungskräfte kümmerten sich auch um die zwei Polizisten, welche den Beschuldigten im kalten Wasser festgenommen hatten. Die Uniformierten stellten den Audi sicher, an welchem auf Grund des Unfalls ein Sachschaden von circa 15.000 Euro entstanden war.


Die weiteren Ermittlungen führt nun die Kriminalpolizei. Eine Haftrichtervorführung wird erst nach der Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgen und dabei entschieden, ob der Mann sofort in Untersuchungshaft muss. Der Tatverdächtige wird sich wegen des Verdachts des besonders schweren Falls des Diebstahls sowie des Fahrens unter dem Einfluss von Betäubungsmitteln zu verantworten haben.

* = Romanikteich ist die offizielle Bezeichnung des Gewässers im Geoportal Sachsen. In alten Flurkarten aber heißt es laut dem Heimatverein Uhyst „Hromadnikteich“ – aus dem Sorbischen von „hromadze“ („zusammen, gemeinsam“) für einen Versammlungsort.

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